 Ostpreußen 1875 In der Familie von Trettin ist ein erbitterter Streit um den Gutshof der Familie entbrannt. Im Zuge dessen, ist es Ottokar von Trettin gelungen, seinen Onkel, den alten Freiherrn Wolfhard von Trettin, vom Gutshof zu vertreiben. Nach der Durchsicht aller Papiere stellt er jedoch fest, dass deutlich weniger Geld in den Kassen des Gutshofs ist, als erhofft. Deshalb stellt er seinen Onkel zur Rede, doch der gibt an, bisher immer auf großem Fuß gelebt zu haben. Damit gibt sich der neue Gutsherr allerdings nicht zufrieden und stellt dem alten Herrn ein Ultimatum zur Rückgabe des Vermögens. Wutentbrannt verlässt er seinen Onkel um zurück zum Gutshof zu fahren. Dabei kommt er am Haus von Leonore Huppach, der Tochter des alten Freiherrn, vorbei und lässt seine Kutsche dort stoppen. Denn er hat den Verdacht, dass Wolfhard das Geld beiseite geschafft hat, um es seiner Tochter zu geben. Obwohl die Bewohner des Hauses bereits schlafen, schreitet der neue Freiherr zur Tür, um Leonores Familie zu wecken und zur Rede zu stellen. Im letzten Moment überlegt er es sich allerdings anders und beschliesst, der Familie einen Denkzettel zu verpassen. Deshalb setzt er den Heuschober, in dem sich die Wintervorräte für die Tiere befinden, in Brand. Voller Entsetzen beobachet er, wie der Brand auf das Wohnhaus übergreift. Doch statt die schlafende Familie zu wecken, ergreift er lieber die Flucht. Nur die fünfzehnjährige Lore Huppach überlebt das Unglück, da sie sich an diesem Abend auf dem Rückweg von ihrem Großvater Wolfhard von Trettin befand. Lore zieht zu ihrem scheinbar verarmten Großvater und führt ihm den Haushalt. Um Lore dem Zugriff des geldgierigen Gutsherrn zu entziehen, bucht er für sie eine Schiffspassage nach Amerika. Doch die Reise dorthin ist lang und nicht ungefährlich....
Meine Meinung
Auch in diesem Roman von Iny Lorentz rankte sich die Erzählung um eine weibliche Hauptprotagonistin. Den Schreibstil empfand ich als sehr flüssig und gut lesbar. Ich hatte keine Schwierigkeiten den Einstieg in die Handlung zu finden und konnte ihr auch problemlos folgen. Gefallen hat mir an diesem Roman, dass historisch belegte Fakten sich mit der künstlerischen Freiheit des Autorenpaars mischen und die fiktiven Persönlichkeiten diesen Rahmen mit Leben füllen. Diesen Teil der Handlung empfand ich gut recherchiert und lebhaft beschrieben. Doch leider waren das auch schon alle Aspekte die mir bei diesem Roman positiv aufgefallen sind. Denn inhaltlich hat mich dieses Buch schwer enttäuscht, da ich die Handlung als belanglos und sehr vorhersehbar empfand. Stellenweise erinnerte sie mich sogar an Groschenromane aus früheren Jahren, da das Schicksal für die arme Lore sämtliche Register zog und dabei kaum ein Klischee ausließ. Die Handlung plätscherte langsam vor sich hin und wenn es doch mal ein wenig spannender zuging, konnte man den Ausgang bereits vorhersehen. Die Figuren konnten mich leider auch nicht überzeugen, da mir nur der alte Gutsherr (also Lores Großvater) wirklich sympathisch war. Die Hauptprotagonistin Lore erschien mir eher farblos und ihre Handlungen konnte ich nicht immer nachvollziehen, deshalb konnte ich auch keine Beziehung zu ihr aufbauen und ihr bedauerliches Schicksal berührte mich kaum. In der Handlung tauchten u.a. etliche geldgierige Verwandte, abgrundtiefe Bösewichte, lebenserfahrene Bordellmädchen, treue und verschlagene Dienstboten, selbstgerechte Gemeindemitglieder, wohlwollende Gönner, adelige Salonlöwen und sogar ein vorlautes, aber adeliges und vermögendes Mädchen auf. Doch diese Figuren wirkten auf mich nicht lebendig, sondern stark konstruiert, da sie entweder übertrieben böse oder besonders freundlich dargestellt wurden. Ich bin ja kein Freund von herzergreifenden Liebesgeschichten, und kam bei diesem Roman deshalb voll auf meine Kosten, da man romantische Verwicklungen hier vergeblich sucht und Lores Herzensangelegenheiten eher nüchtern betrachtet wurden.
Mein Fazit
Ich habe schon einige Romane von Iny Lorentz gelesen, bei denen ich mich wesentlich besser unterhalten habe. Obwohl ich schon unzählige begeisterte Rezensionen über Dezembersturm gelesen habe, kann ich mich diesmal leider nicht anschliessen, da die Handlung auf mich übertrieben konstruiert und unglaubwürdig wirkte. Von mir gibt es deshalb nur vier von zehn möglichen Bewertungspunkten und die Empfehlung sich selbst ein Urteil zu bilden.
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