 Die siebzehnjährige Cassia lebt in einer perfekten Welt. Niemand stirbt mehr an tödlichen Krankheiten, alle werden 80 Jahre alt, alles ist perfekt organisiert bis hin zur Partnerwahl. Das System wählt im Monat nach dem siebzehnten Geburtstag für jeden paarungswilligen Menschen den perfekten Partner, mit dem man den Rest seines Lebens glücklich sein wird und perfekte, gesunde Kinder bekommt in einem alter, das für das Kinderkriegen optimal ist, also bevor man 31 ist, denn dann ist man zu alt, uralt (aus Sicht eines Teenagers) und 80 ist das perfekte Alter zum Sterben. Bald schon bekommt Cassias perfekte kleine Welt die ersten Risse. Obwohl ihr bester Freund Xander, den sie seit Kindertagen kennt zu ihrem Partner gewählt wurde, befindet sich auf dem Chip mit den Informationen zu ihrem Zukünftigen Lebenspartner das Bild eines anderen Jungen: Ky. Ky, den sie ebenfalls seit ihrer Kindheit kennt, und den sie nun beginnt mit anderen Augen zu sehen. Dieses Buch vor allem zuerst die Variation des üblichen Themas: Mädchen liebt zwei Jungen, und kann ich nicht zunächst nicht entscheiden, weil beide Jungen auch sie lieben. Junge Nr. 1 ist der beste Freund, der Gute, der Prinz auf dem weißen Pferd, der Traum aller weiblichen Teenies. Junge Nr. 2 ist der bad Boy mit geheimnisvoller Vergangenheit, schlimmer Gegenwart und noch schlechterer Zukunft. Für wen sie sich entscheiden wird ist schon von vorneherein klar, denn wie viele nette Männer in der Realität beklagen, verlieren die netten immer und bleiben der gute Kumpel zum ausheulen. Zum zweiten spielt die Autorin die üblichen romantischen Klischees und Träume durch, die die Hollywood Filmindustrie den Frauen seit Jahrzehnten einimpft: Es gibt die einzig Wahre Liebe, man sollte sie früh finden und am besten schon mit siebzehn den Mann des Lebens finden und noch perfekter, einfach über den Gartenzaun heiraten. Der beste Freund als zukünftiger Ehemann oder doch lieber das Kennenlernen eines Unbekannten, das Abenteuer? Zwei Ideale, die hier miteinander im Widerstreit stehen. Die Realität jedoch ist leider anders. Liebe ist Enttäuschung, meistens zumindest. Man verlässt und wird verlassen, bricht Herzen und bekommt es gebrochen und das mehr als ein Mal. Hier wird den Teenagern ein Traum geboten: Ein perfektes System. Mit Siebzehn bekommt man den perfekten Partner mit Glücksgarantie zugewiesen. Kein Suchen, keine Einsamkeit, keine Unsicherheit. Mit diesem Wunsch spielen auch die Singlebörsen im Internet, das perfekte Matchingsystem, dumm nur, wenn zwei Männer perfekt passen, denn niemand hat zwei Partner (S. 46). Wer es mit Siebzehn nicht schafft oder sich nicht entschließen kann sich schon zu binden, bleibt ewig Single. Typisches Teenager Schwarz-Weiß Denken in Reinkultur, wie der Glaube, dass wahre Liebe immer erst durch ein Jammertal muss und man für sie kämpfen muss, weil es auch im Märchen immer so ist. Das ganze wird nun gewürzt mit ein wenig Sozialkritik in Stil von 1984. Ein totalitäres System hat das Wissen der Menschheit auf 100 Lieder, 100 Gemälde, 100 Gedichte und 100 Geschichtliche Personen geschrumpft. Ein System in dem man es tatsächlich noch schaffen kann Universalgelehrter zu sein, alle Bücher gelesen und alle Lieder gehört haben kann und nicht von Informationen überfrachtet und erschlagen wird: \"Wie können wir irgendetwas richtig wertschätzen, wenn wie mir zu vielem überschüttet und belastet sind?\" (S. 38). Ja, simplify you Life! \"Nur wenn ich an nichts mehr festhalte, kann ich die Beste sein, nur dann kann ich so sein, wie sie es von mir erwarten (S. 193). Dennoch flicht die Autorin durchaus auch Kritik an den heutigen Schülern und Studenten in die Handlung ein. Wozu selber schreiben? Jeder kann tippen, Versatzstücke zu etwas Neuem zusammenstellen, aber selber denken - Fehlanzeige. Wir sind derzeitig auf dem besten Weg dahin, dass Jugendliche tippen können, Aufsätze zusammenkopieren (siehe Guttenberg) aber nicht mehr von Hand schreiben können und selber Denken und Zusammenhänge erkennen und verstehen. Nebenbei ist mir noch ein inhaltliche Fehler aufgefallen: S. 127 hat Cassia ihre Puderdose dabei, geht nach Hause und muss sie schnell aus dem Schrank holen (S. 134). Wie nun, dabei oder nicht? Fazit: Nette Geschichte nach Schema F für Zwischendurch. Hier wurden viele Chancen vertan. Was wäre gewesen, wenn der Perfekte Partner wie bei den anderen Mädchen aus einer anderen Provinz gewesen wäre und Cassia das komplette Date System durchlaufen hätte und dazu Ky ganz in der Nähe? Aber nein, hier mussten ausgetretene Pfade noch breiter getrampelt werden, dazu Schwarz-Weiß Malerei und eine extrem vorhersehbare Handlung mit Anleihen bei 1984 und Star Trek TNG (die Sache mit Sterben im Kreis der Familie zu einem bestimmten Alter).
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